German / Deutsch English / Englisch
Start
Neues
Inhalt
Kontakt
Gästebuch
Forum
Links
Shop

 

 

Wicked in London

 
Szenenfoto - Next Liberty, Graz / 2005
 

Titel: Wicked. The Untold Story of the Witches of Oz

aufgeführt in: Apollo Victoria Theatre in London

Premiere: 27.09.2006
letzte Aufführung: läuft noch

Art der Aufführung: Musical
Darsteller: siehe Bemerkungen
Musik / Texte: Stephen Schwartz
Buch: Winnie Holzman
Regie: Joe Mantello
Musical Staging: Wayne Cilento
Bühnenbild: Eugene Lee
Kostüme: Susan Hilferty
Licht: Kenneth Posner
Ton: Tony Meola
Projektionen: Elaine J. McCarthy
Perrücken: Tom Watson
Music Supervisor: Stephen Oremus & Gareth Valentine
Music Arrangements: Stephen Oremus & Alex Lacamoire
Orchestration: William David Brohn
Dance Arrangements: James Lynn Abbott

 
Londoner "Wicked"-Flyer   weitere Theaterstücke, Musicals, etc. ...  

 

Rezension:
„Wicked“ hatte am 27.09.2006 in London Premiere, am 05.10.2006 habe ich mir die Abendvorstellung angeschaut. Das Musical war in den USA ein großer Erfolg und ist mehrfach ausgezeichnet worden, es erzählt die Geschichten von 3 der 4 Hexen von Oz in der Zeit bevor und während es Dorothy das erste Mal nach Oz verschlug.

Die Geschichte - und damit auch das Musical - beginnt damit, dass Elphaba, die böse Hexe des Westens, tot ist, und jeder sich darüber freut, schließlich war sie ja böse - oder doch nicht? Das Buch „Der Zauberer von Oz“ und auch der MGM-Musical-Film „Der Zauberer von Oz“ von 1939, für die „Wicked“ quasi die Vorgeschichte ist, lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie böse war - abgrundtief böse.

Und so befindet sich ganz Oz im Freudentaumel, denn wer trauert schon um eine böse Hexe? Wie es so ist, wenn eine Geschichte mit ihrem Ende anfängt, ist es nötig die eigentlichen Geschehnisse rückblickartig auszuführen … und so greift die Geschichte zurück, um zu erklären, das Elphaba von Geburt an lernen musste, mit ihrer grünen Hautfarbe und der darauf resultierenden Abneigung ihrer Umgebung umzugehen.

„It's Not Easy Bein' Green” sang schon Kermit der Frosch, der im Film „Muppet – Der Zauberer von Oz“ auch als Vogelscheuche durch Oz laufen durfte und so lässt sich auch der Werdegang von Elphaba zusammenfassen.

Indina Menzel ist toll in dieser Rolle, aber sie wird sich als Elphaba immer an ihrer großartigen Broadway-Cast-Aufnahme messen lassen müssen - und diesem zu hohen Anspruch kann sie nicht gerecht werden.

Das Musical erzählt weiter von der gemeinsamen Studienzeit von Elphaba, ihrer Schwester Nessarose und Glinda. Die Schulleiterin Madame Morrible weist Elphaba und Glinda ein gemeinsames Zimmer zu, erkennt aber auch die außergewöhnlichen magischen Fähigkeiten von Elphaba. Die beiden Zimmergenossinnen können sich nicht ausstehen. Die „Grüne“ und das „Blondchen“ verabscheuen sich regelrecht.

Helen Dallimore liefert eine Glanzleistung als zickiges Blondchen Glinda und hat das Publikum zu jeder Zeit - ihrer Rolle entsprechend beinahe kokett - im Griff. Sie spielt die doch stark überzeichnete Rolle mit viel Selbstironie und füllt mit ihrer Stimme förmlich das Theater.

Die beiden gegensätzlichen Charaktere erzeugen Aufmerksamkeit, aber Sympathie kann man für keine der beiden Figuren aufbringen, eher Staunen und etwas Mitleid und natürlich Ehrfurcht für die Leistungen der beiden Darstellerinnen, die diese Figuren zum leben erwecken.

Als der Geißbock Doktor Dillamond, einer der Lieblingslehrer Elphabas, ihr seine Beobachtungen mitteilt, dass die Tiere von Oz, ihre Intelligenz und damit auch ihre Sprache verlieren, ist Elphaba ganz zuversichtlich, dass der Zauberer von Oz weiß, was zu tun ist, und sie verspricht zu helfen.

An derselben Schule wie Elphaba ist auch ihre Schwester Nessarose, die im Rollstuhl sitzt, weil sie nicht laufen kann. Anders als Elphaba ist sie den gesellschaftlichen Verpflichtungen und Genüssen nicht abgeneigt. Auf einem Schulball, den Glinda und ihr Freund Fiyero als Paar des Abends dominieren, bringt Glinda Boq, einen ihrer Verehrer, dazu, sich Nessarose zu nähern und mit ihr anzubändeln.

Die Rolle der Nessarose ist die undankbarste im ganzen Stück. Die Figur ist wichtig, aber lange Zeit nicht wichtig genug. Nahezu jede andere Figur hat ihre Momente, in denen der jeweilige Darsteller in ihr glänzen kann. Dieser Moment kommt später auch für Katie Rowley Jones, doch Nessarose bleibt in Erinnerung als langweilige, Rollstuhl fahrende Schwester. Das totale Gegenstück ist James Gillan als Boq, der nahezu in jeder Szene durch seine Quirligkeit auffällt und eine der besten schauspielerischen Leistungen des Abends abliefert.

Glinda, der die erfolgreiche Kuppelei sichtlich behagt hat, versucht nun die Barrieren zwischen sich und Elphaba zu überwinden. Unmittelbar darauf wird Doctor Dillamond - der dabei ist, seine Sprache zu verlieren - von der Schule entfernt, und den Studenten wird nahe gebracht, dass Tiere nur Tiere seien, und es unnatürlich wäre, dass sie sprechen. Als ein Experiment an einem kleinen Löwen durchgeführt werden soll, greift Elphaba ein und erhält dabei Unterstützung von Fiyero. Sie lassen den Löwen (der bei dem Experiment seinen Mut verlor) frei und entdecken ihre Gefühle füreinander. Fiyero bleibt Glinda treu und als kurz darauf Elphapa eine Audienz beim Zauberer von Oz in der Smaragdstadt hat, nimmt diese ihre jetzige beste Freundin Glinda mit dorthin.

Die Rolle des Doctor Dillamond ist nur klein, und der Figur fehlt es etwas an Profil, aber Martin Ball bietet schauspielerisch und gesanglich ein sehr gute Leistung. Von der Stimme etwas fehlbesetzt wirkt der gut aussehende Adam Garcia als Fiyero, schauspielerisch ist er aber so gut, dass man das vergisst. Er verleiht der Figur das nötige Profil, um die Wandlung vom Schönling zum smarten Liebhaber nachvollziehen zu können. Er zieht das Publikum förmlich in seinen Bann.

In der Smaragdenstadt eröffnet der Zauberer von Oz Elphaba, dass er sie gerne in seinen Dienst stellen will und wie ein Vater für sie wäre. Er und Madame Morrible überreichen Elphaba das Grimmerie, ein uraltes Zauberbuch.

Dass Miriam Margolyes in der Rolle der Madame Morrible – wie angekündigt – nicht singt, sondern die Texte spricht, fällt wegen ihrer schauspielerischen Dominanz in allen Szenen gar nicht richtig auf. Die Figur an sich ist etwas unklar angelegt, als Mentorin zu wenig präsent, als machthungrige Furie nicht exzentrisch genug.

Die am wenigsten festgelegte Figur des Musicals ist der Zauberer von Oz und Nigel Planer überzeugt durchaus, aber sein Zauberer ist doch sehr distanziert und berechnend.

Nun muss Elphaba ihre außergewöhnlichen Kräfte beweisen, der Schwebezauber an dem Affendiener Chistery ist für diesen aber eine Qual: Unter großen Schmerzen wachsen ihm Flügel. Entsetzt darüber erkennt Elphaba, dass der Zauberer derjenige ist, der die Tiere unterdrückt. Es kommt zum Streit und sie flieht. Madame Morrible verbreitet das Gerücht, Elphaba sei böse und man solle sich vor ihr in Acht nehmen – vor der bösen Hexe.

Diese Szene, mit einem der eindrucksvollsten Songs des Musicals „Defying Gravity“, entlässt die Zuschauer in die Pause. Miriam Margolyes Worte als Madame Morrible klingen noch in den Ohren und Indina Menzel als Elphaba hat ihren größten Auftritt des Stückes hinter sich.

 

 

Dass nach der Pause auf die Handlung bezogen einige Jahre vergangen sind, macht den Einstieg in den zweiten Akt nach dem furiosen Finale des ersten nicht einfacher.

Elphaba kämpft für die Freiheit der Tiere. Die Einwohner von Oz fürchten und verachten sie als Hexe. Glinda arbeitet im Dienste des Zauberers und wird zur Inkarnation des Guten stilsiert. Fiyero soll mit Glinda verlobt werden, hat aber seine Zweifel.

Elphaba besucht derzeit ihre Schwester Nessarose und versucht ihre Schwester zu überzeugen, dass sie sich auch gegen den Zauberer stellt. Dank ihrer Kräfte gibt Elphaba den Schuhen Necaroses die Magie, die es Necarose erlaubt, damit zu laufen. Boq sieht den Zeitpunkt gekommen, sie endgültig zu verlassen und beichtet ihr seine Gefühle für Glinda. Nessarose rastet aus und will ihn verzaubern, der Liebeszauber misslingt aber und lässt Boqs Herz schrumpfen. Elphaba rettet sein Leben, verwandelt ihn dabei aber in einen Blechmann.

Diese Szene ist ein Spagat zwischen gelungenem und übertriebenem Bezug zum „Zauberer von Oz“ und hier insbesondere zum MGM-Film. Gelungen ist: „Theres no place like home“ gesprochen von Elphaba als sie ihre Schwester besucht. Die verquere Geschichte, Boq zum Blechmann werden zu lassen, ist dagegen ein zwar überraschender aber unnötiger Eingriff in die Geschichte. Mit der Klärung der Herkunft der Vogelscheuche einige Zeit später wird das ursprüngliche Oz dann schlussendlich karrikiert.

In dieser Szene hat nun endlich Katie Rowley Jones als Nessarose ihren großen Moment als böse Hexe des Ostens.

Elphaba kehrt in die Smaragdenstadt zurück, um die fliegenden Affen zu befreien, trifft dabei jedoch auf den Zauberer. Die beiden versöhnen sich fast, aber da entdeckt sie Dr. Dillamond, der seine Fähigkeit zu sprechen komplett verloren hat. Das bestärkt sie in ihrem alten Kurs. Nur mit Hilfe Fiyeros gelingt ihr die Flucht.

Glinda ist von der Abwendung Fiyeros zutiefst enttäuscht und schlägt vor, Elphaba eine Falle zu stellen. Man müsse nur das Gerücht verbreiten, dass Nessarose in Gefahr sei und sie Hilfe bräuchte. Madame Morrible verfolgt derweil eigene Pläne und wird sich nicht mit einem gerücht begnügen sondern einen tödlichen Sturm heraufbeschwören.

Fiyero und Elphaba verbringen eine gemeinsame Nacht, in dem Wissen, dass nichts so bleiben wird, wie es gerade ist. Einer Ahnung gleich hört Elphaba plötzlich ihre Schwester schreien und fliegt los, um diese zu retten. Sie kommt zu spät, Nessarose ist tot und ihre Schuhe hat jetzt ein kleines Mädchen namens Dorothy. Elphaba trifft auf Glinda und vermutet, dass diese hinter all dem steckt. In dem Moment da Elphaba gefangen genommen werden soll greift Fiyero ein, Elphaba kann fliehen. Als nun Fiyero verhaftet und gefoltert wird, ist Elphaba außer sich vor Zorn und wendet sich endgültig gegen die herrschende Schicht von Oz.

Nach der Ankunft von Dorothy in der Smaragdenstadt hetzt der Zauberer diese auf Elphaba, die böse Hexe des Westens.

Glinda und Elphaba begegnen sich ein letztes Mal und sie versöhnen sich, und es sieht so aus, als ob niemand den Tod der bösen Hexe des Westens bedauern wird - außer Glinda ...

Das Ende hat noch ein paar kleinere Überraschungen parat, der 2. Akt hat aber das Problem, dass er dem furiosen Finale des ersten nicht das Wasser reichen kann.

Alles in allem war es ein sehr unterhaltsamer Abend mit fantastischen Schauspielern und einem grandios aufspielenden Orchester.

 

Torsten Kühler, 01.11.2006

 

Wicked
auf www.smaragdenstadt-fanapage.de

- Buch: Wicked - Son of the Witch - Grimmerie
- Musical-CD: Wicked
- Wicked das Musical: Inhalt - Auszeichnungen
- Wicked in Deutschland: Stuttgart - Best of Musical 2007
- Wicked in London: Reisebericht - Rezension

www.wickeddasmusical.de

 

www.smaragdenstadt-fanpage.de
© Alle Rechte der Abbildungen liegen bei den jeweiligen Rechteinhabern. / Impressum