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Was machte Wolkow anders?

Die Unterschiede zwischen "Der Zauberer von Oz" und "Der Zauberer der Smaragdenstadt"

 

Der russische Autor Alexander Wolkow übertrug 1939 das Buch „The Wizard of Oz“ von Lyman Frank Baum ins Russische: „Volschebnik izumrudnogo goroda“ (= „Der Zauberer der Smaragdenstadt“). Er erzählte die Geschichte neu und etwas anders, betonte einige Aspekte besonders und ließ andere ganz unter den Tisch fallen. Im Jahr 1959 überarbeitete er seine Fassung noch mal für eine Neuausgabe. Für eine dieser Neuausgaben schuf Anfang der 1960er Jahre der Illustrator Leonid Wladimirski seine wundervollen Zeichnungen. Mit diesen wurde das Buch zum Bestseller. Später passte Wolkow den ersten Band noch etwas den Fortsetzungen an. Die deutsche Ausgabe beruht auf der 1959er Version. [mehr]

In den Folgejahren schrieb Wolkow noch 5 Fortsetzungen, die allesamt auch von Wladimirski illustriert wurden.

Genauso, wie sich die Texte von BAum und Wolkow unterscheiden, sind auch die bekanntesten Illustrationen sehr verschieden angelegt. Die ersten Illustrationen für „The Wizard of Oz“ schuf William Wallace Denslow, die bekanntesten Illustrationen für „Volschebnik izumrudnogo goroda“ stammen von Leonid Wladimirski und entstanden fast 60 Jahre nach denen von Denslow. Zwischen diesen Illustrationen liegen also wahrhaftig Welten und Zeiten. Anders als bei Denslow ist beispielsweise Wladimirskis gezeichnete Vogelscheuche (=Scheuch) eine kleine und rundliche Figur, er schaut vergnügt und etwas schelmisch. Wladimirskis Zeichnungen liegt eine andere künstlerische Basis zugrunde, die Figuren sind dreidimensionaler und man merkt, dass Wladimirski, zu Beginn seiner Kariere Erfahrungen in einem Trickfilmstudio gesammelt hat. Mit seiner grafischen Interpretation prägte Wladimirski die visuelle Wahrnehmung der Wolkow-Bücher in der Sowjetunion, der DDR und anderen Ländern.

Immer wieder wird von Lesern eines der beiden Bücher, die Frage gestellt, worin sich diese nun genau unterscheiden? Unterscheiden sich nur die Namen voneinander oder sind die Unterschiede doch vielfältiger? Die Antwort darauf lässt sich jedoch kaum in einem Satz zusammenfassen. Die Unterschiede zwischen Alexander Wolkows „Der Zauberer der Smaragdenstadt“ und L. Frank Baums „Der Zauberer von Oz“ sind vielfältiger, als sie auf dem ersten Blick erscheinen. Eine vollständige Liste sämtlicher Abweichungen würde viele Seiten füllen, weshalb wir uns hier nur auf die auffälligsten Unterschiede beschränken und näher auf sie eingehen:

Schon die Hauptfigur bei Wolkow ein etwas anderer Typ Mädchen als bei Baum, dessen Buch bereits im Jahr 1900 erschienen ist. Elli ist etwas emanzipierter und viel wissbegieriger. Die gelbe Backsteinstraße im Zauberland ist der Weg, auf dem sie trotz ihres jungen Alters erwachsen werden wird. – Elli lebt bei ihren Eltern in Kansas in einem alten Packwagen, dem man die Räder abgenommen hat. Baums Dorothy ist ein Waisenkind und lebt bei Onkel und Tante in einem einfachen Holzhaus. Dorothys Verwandte werden als viel ernster beschreiben als Ellis Eltern.

Während bei Baum die Handlung nach der Einführung gleich mit dem Sturm beginnt, unterhält sich Wolkows Elli erst mit ihrer Mutter über die Existenz von Zauberern und es wird deutlich, dass Elli sich ein Paar neue Schuhe wünscht. Es folgt ein erzählerischer Einschub, in welchem die böse Hexe Gingema, im fernen Zauberland, einen Sturm zusammenbraut, mit dem sie alle Menschen vernichten will. Später wird noch erzählt, dass die gute Fee Willina dem Sturm die zerstörerische Kraft genommen hat und ihm nur erlaubte, den Wohnwagen von Ellis Eltern zu erfassen und die böse Hexe damit zu erschlagen, da sie in ihrem Zauberbuch gelesen hat, dass dieser bei Stürmen immer leer stehen würde. – Das alles findet sich bei Baum nicht, wo der Sturm ein Werk der Natur ist. Dafür gibt es eine zusätzliche dramatische Szene im bereits fliegenden Haus: Toto fällt durch eine offene Fußbodenklappe, wird aber durch den starken Druck des Windes wieder ins Haus gedrückt. Der Name der durch das herabfallende Haus zerdrückten bösen Osthexe bleibt unerwähnt.

Bei Wolkow kann Ellis Hund Totoschka im Zauberland, wie alle anderen Tiere sprechen. Bei Baum bleibt Toto stumm. Allerdings wird in einem späteren Band („Tik-Tok of Oz“) erwähnt, dass Toto doch sprechen könne, er aber keine Lust dazu hat.

Bei Baum heißen die Bewohner des Blauen Landes Munchkins. Eine namenlose Westhexe regiert das Gelbe Land und ist die Herrscherin über die dort lebenden Winkies. Die Fee des Roten Landes, welches im Süden liegt und das von den Quadlings bewohnt wird, heißt Glinda. Sie ist es, die Dorthy am Ende nach Hause schickt. – Bei Wolkow heißen die Bewohner des Blauen Landes Käuer (was man durchaus als freie Übersetzung des Wortes "Munchkins" durchgehen lassen könnte, doch gibt es auch andere Deutungen). Das Gelbe Land ist gar nicht gelb sonder violett und wird von den Zwinkerern bewohnt, die unter der Herrschaft von Bastinda zu leben und zu leiden haben. Bei Wolkow ist es Stella, die über das rosafarbene Land und die Schwätzer gebietet und Elli am Ende den Weg nach Hause weist.

Bei etwas genauerer Beschäftigung mit der Art und Weise, wie die farbigen Länder bei Baum zueinander angeordnet sind, erkennt man, dass ein System dahinter steckt, das den Prinzipien der Farbenlehre mit Primär- und Sekundärfarben folgt. – Bei Wolkow dagegen ist die Anordnung und Farbgebung willkürlich. Er verwendet mit Rosa und Violett spezielle Mischfarben als Grundfarben.

Etwas schwerer wirkt sich Baums unklare Abgrenzung aus, wer oder was nun Oz sei, ein Zauberer oder ein Land? Erst im vierten Band der Oz-Serie wird durch Baum erklärt, ob sich nun der Zauberer nach dem Land, bzw. das Land sich nach dem Zauber benennt. – Das Land hieß schon Oz, bevor der Zauberer Oskar Zoroaster Phadrig Isaak Norman Henkle Emmanuel Ambroise Diggs dort ankam. Auf seinem Ballon standen die Initialen seiner ersten beiden Namen: Oz. Diese verstärkte die bekannten Geschehnisse, dass Oskar als rechtmäßiger Herrscher von Oz anerkannt wurde. – Wolkow umgeht das, indem er den Zauberer Goodwin nannte und das Land einfach nur als Zauberland bzw. Goodwins Land bezeichnete.

Baums Dorothy wird in die Smaragdstadt zu Oz geschickt. – Elli wird zu Goodwin in die Smaragdenstadt geschickt. Zusätzlich wird ihr aufgetragen, dass sie drei Geschöpfen bei der Erfüllung ihrer sehnlichsten Wünsche helfen müsse, wenn sie nach Hause zurück will. Von all den Änderungen Wolkows ist diese eher ungeschickt, denn wenn man sich diese genauer betrachtet, heißt das, dass Elli den anderen nur des Selbstzweckes wegen hilft. Im Laufe der Geschichte wird deutlich, dass auch Totoschka einen Wunsch hat, nämlich den, endlich den Nachbarhund Hektor zu besiegen.

Bei Baum gibt es einen zusätzlichen Dialogteil, in dem der Farmer Boq mit Dorothy über ihr blau und weiß gemustertes Kleid und die Bedeutung dieser beiden Farben spricht: Blau steht für die Bewohner des Landes und weiß ist die Farbe der Feen. Bei Wolkow ist Ellis Kleid rot/weiß.

Bei Wolkow nennt sich die Vogelscheuche selber Scheuch, da sie von dem Farmer und einem anwesenden Gast bei ihrer „Geburt“ so genannt worden ist. Sie hat damit einen Namen. Das Geschlecht der Vogelscheuche ist nicht genauer angegeben, der „Scheuch“ ist aber eher ein männlicher Name.

Als Elli ihre Freude ausdrückt, dass sie dem Scheuch seinen sehnlichsten Wunsch erfüllen konnte, als sie ihm vom Pfahl half entschuldigt sich dieser und gibt zu, dass er sich geirrt hat und dass sein wirklich sehnlichster Wunsch ein Gehirn ist. Elli kann dem Scheuch diesen Wunsch nicht erfüllen, ist aber der Meinung, dass Goodwin in der Smaragdenstadt dazu fähig ist. Weil er auf dem Weg laufend stolpert, drückt Elli dem Scheuch einen dicken Ast in die Hand, mit dem er besser laufen kann. – Bei Baum äußert die Vogelscheuche ihren Wunsch nach einem Gehirn erst, nachdem sie erfahren hat, dass Dorothy in die Smaragdstadt will, wo der mächtige Zauberer Oz wohnt.

Eine der bekanntesten Änderungen ist die, dass der Holzfäller bei Wolkow aus Eisen und nicht aus Blech ist, dem Naturwissenschaftler Wolkow war Baum Fauxpas das Blech rosten würde, nicht entgangen. Lediglich Eisen kann rosten.

 

Bei Wolkow bricht der Holzfäller während seiner Erzählung in Tränen aus und der Scheuch wischt sie ihm wieder ab und mahnt ihn, dass er wieder rosten könne. Wolkow legt einen Wert auf die wiederholten Diskussionen zwischen den beiden Figuren darüber, ob es denn nur besser sei, ein Gehirn zu haben oder ein Herz. Der Scheuch berichtet dem Eisernen Holzfäller, während dieser seine Lebensgeschichte erzählt, dass Ellis Haus die böse Hexe Gingema erschlagen hat. – Bei Baum erfährt der Holzfäller nichts vom Tod der Osthexe.

Zwischen der Begegnung mit dem Holzfäller und der mit dem feigen Löwen hat Wolkow ein zusätzliches Kapitel in die Handlung eingefügt: Während der Scheuch und der Eiserne Holzfäller erneut darüber diskutieren, ob ein Gehirn oder ein Herz besser ist, wird Elli von einem Menschenfresser entführt. Als der Scheuch und der Holzfäller das Mädchen vermissen, beginnen sie zu suchen und finden kurz darauf den ohnmächtigen Totoschka. Ein Eichhörnchen in der Nähe erzählt nun den beiden von dem Menschenfresser, der bereits seit scharfes Messer wetzt, um Elli zu schlachten. Da er aber dabei müde wird, beschließt er erst mal eine Stunde zu schlafen. Unterdessen geling es ihren Freunden, den Wassergraben um die Burg herum zu überwinden, nachdem der Holzfäller einen Baum gefällt hat, den man als Brücke benutzt. Danach klettern Scheuch und das Eichhörnchen über die Mauer. Während das Eichhörnchen damit beginnt, die Seile durchzuknabbern, mit denen Elli gefesselt ist, lässt der Scheuch für den Holzfäller die Zugbrücke herunter. Dann geling es den Freunden, Elli zu finden und mit ihr zu fliehen. Durch das laute Tappen des Holzfällers erwacht jedoch der Menschenfresser und nimmt sofort die Verfolgung auf. Als der Scheuch stolpert und hinfällt, stolpert der Menschenfresser über diesen. Noch bevor er sich wieder aufrichten kann, tötet ihn der Holzfäller mit seiner Axt. Den Rest der Nacht verbringt Elli dann in einer Baumhöhle schlafend.

Bei Baum zertritt der Holzfäller beim Weitermarsch versehentlich einen Käfer und bricht in Tränen aus. – Bei Wolkow fehlt diese Szene völlig, sie würde nach dem vorherigen Abenteuer mit dem Menschenfresser auch nicht ganz passen.

Bei Baum leben im Wald zwischen den beiden Gräben Kalidahs, schreckliche Mischwesen mit Bärenkörpern und Tigerköpfen. – Bei Wolkow sind es Säbelzahntiger.

Nachdem der Scheuch vorgeschlagen hat, einen Baum zu fällen, damit man auch den zweiten breiteren Graben überwinden kann und er für seinen Einfallsreichtum von den anderen gelobt wird, wehrt er bei Wolkow dieses Lob ab und verweist darauf, dass er sich bloß darin erinnert habe, dass der Holzfäller schon einmal einen Baumstamm zur Überwindung eines Hindernisses gefällt habe, als sie Elli aus den Händen des Menschenfressers befreiten. Durch diese und ähnliche Szenen verdeutlicht Wolkow dem Leser, dass der Scheuch dadurch, dass er dazu lernt, klug wird. Die anderen vertrauen ihm, weil sie dass wissen, so schauen sie ihn beispielsweise erwartungsvoll an, als sie an den Fluss kommen und nicht weiterkommen. Der Scheuch muss erst eine Weile überlegen, bevor ihm eine Idee kommt. – Bei Baum schlägt die Vogelscheuche sofort als sie an den Fluss kommen vor, ein Floß zu bauen.

Nachdem die Freunde das andere Ufer erreicht haben, beschließen die Freunde bei Wolkow, sofort den Scheuch zu suchen, um ihn zu retten. – Bei Baum reden sie darüber, wie sie zum gelben Backsteinweg zurückgelangen können, und erst als sie die Vogelscheuche nach einiger Zeit zufällig im Wasser erblicken, macht sich bei ihnen Wehmut über sein Schicksal breit.

 

Bei Wolkow stellt sich die Königin der Feldmäuse namentlich vor: Ramina. Zum Abschied erhält Elli von dieser eine Pfeife, mit der sie die Mäusekönigin jederzeit rufen kann. – Bei Baum sagt die Königin zu Dorothy nur, dass sie sie jederzeit rufen könne, wenn sie auf einem Feld steht. Später hat Dorothy allerdings plötzlich ebenfalls eine Pfeife ohne das geklärt ist, woher diese stammt.

Es sind aber immer wieder die Kleinigkeiten die Wolkows Buch besonders machen, so verbringen bei Baum die Vogelscheuche und der Holzfäller ihre Nacht steif und stumm in der Ecke stehend, bei Wolkow unterhalten sie sich wenigstens flüsternd miteinander.

In Wolkows Smaragdenstadt befiehlt der Zauberer Elli und ihren Gefährten nur, die böse Hexe Bastinda aus dem Violetten Land zu vertreiben, bei Baum befiehlt Oz Dorothy, die böse Westhexe zu töten. Als Elli von Goodwin wissen möchte, wie sie das anstellen soll, da sie die Hexe doch nicht töten kann, sagt dieser, dass das Ellis Sache wäre und dass man die Hexe ja auch, statt sie zu töten, in einen Käfig einsperren oder vertreiben könne.

Die Szenen im Thronsaal sind in beiden Büchern etwas anders beschrieben:
– Bei Wolkow hat Goodwin gegenüber dem Scheuch die Gestalt einer Nixe angenommen. – Bei Baum wird die Vogelscheuche von Oz in Gestalt einer wunderschönen Frau empfangen
– Das Untier, als das der Zauberer den Holzfäller empfängt, hat bei Wolkow ein Dutzend Augen und ebenso viele Pranken – Bei Baum sind es nur fünf Augen, fünf Arme und fünf Beine
– Bei Wolkow geht der Holzfäller mit seiner Axt zur Audienz und als Goodwin sich weigert, ihm ein Herz zu geben, will er ihn mit seiner Axt angreifen. Erst als Goodwin ihm droht, dass es ihm und seinen Freunden schlimm ergehen würde, zieht sich der Holzfäller betrübt zurück – Bei Wolkow will der Löwe die Feuerkugel, als die ihm Goodwin erscheint, packen, doch die Glut ist so heftig, dass er darauf verzichte.t – Bei Baum leuchtet die Kugel noch heller auf, als der Löwe nicht weiß, was er Oz in seinem Ärger antworten soll
– Als die Freunde sich treffen und über die Antworten des Zauberers jammern, ist bei Wolkow auch Totoschka mit von der Party, der befürchtet, dass der Nachbarhund Hektor, mit dem er kämpfen will, ihn für einen Feigling hält. – Bei Baum mahnt das grüne Zimmermädchen Dorothy stattdessen, beim Weinen aufzupassen, da ihre Tränen das Kleid verderben würden.

Zu den auffälligen Kleinigkeiten, durch die sich die beiden Bücher unterscheiden, zählen die Szenen, in denen die böse Hexe mit Hilfe ihrer Tiere gegen die Freunde kämpft. So ist auch der Zauberspruch mit dem die fliegenden Affen gerufen werden ein anderer. Wie alle Zaubersprüche ist auch dieser bei Wolkow viel melodischer.

Bei Wolkow tun die fliegenden Affen Elli nichts, weil sie die silbernen Schuhe trägt. – Bei Baum tun sie Dorothy nichts, weil diese das Mal der Nordhexe auf der Stirn trägt, die Westhexe ist, zusätzlich zu ihrer Furcht vor den silbernen Schuhen, über das Mal auf Dorothys Stirn überrascht. – Bei Wolkow hat Elli dieses Mal nicht undBastinda wundert sich, das Elli die silbernen Schuhe besitzt und unterhält sich mit ihr über dieselben. Dabei erzählt Bastinda, dass Gingema ihre Schwester war und sie ist sehr überrascht, dass diese tot ist. Bastinda will auch noch wissen, was für ein Tier Totoschka ist und sie droht Elli, dass sie auf ihn aufpassen soll, wenn sie nicht will, dass er noch vor ihr im Kerker landet. Totoschka bleibt daher zu seiner Sicherheit im Käfig bei dem gefangenen Löwen. Elli schläft des Nachts ebenfalls dort.

Bei Wolkow wird das Kapitel in der Gefangenschaft der bösen Hexe durch die Figur des Zwinkerermädchens Fregosa angereichert. Diese ist eine Sklavin der Hexe, mit der sich Elli anfreundet. Fregosa sorgt unter anderem dafür, dass Elli im Küchenschrank immer genug für den Löwen zum Fressen findet. Elli versucht über Fregosa, die Zwinkerer zu einem Aufstand zu überreden; Fregosa setzt sich sehr für die Sache ein, nachdem sie bei Bastinda an der Tür erlauscht hat, das sie über keinerlei Zauberkräfte mehr verfügt und es darum auf die silbernen Schuhe von Elli abgesehen hat. Nach und nach geling es Fregosa, immer mehr Zwinkerer zu überzeugen, sich gegen die Hexe zu erheben. Im Gegensatz dazu fehlt diese Figur bei Baum ganz und die Hexe verfügt noch über geringe Zauberkräfte. Nachdem sie den ersten der silbernen Schuhe erbeutet hat, sagt sie, dass sie jetzt bereits über deren halbe Macht verfügen könne. – Bei Wolkow jammert die schmelzende Hexe, dass sie sich fünfhundert Jahre lang nicht gewaschen und die Zähne geputzt hat, weil man ihr vorausgesagt hat, dass sie durch Wasser sterben würde. – Bei Baum äußert die Hexe beim Zerschmelzen, dass sie nie gedacht hätte, von einer Rotznase wie Dorothy besiegt zu werden und dass es nun vorbei sei, mit ihren bösen Taten, Dorothy beseitigt die Reste der Hexe mit einem Besen. – Bei Wolkow ist es Fregosa die diese Aufgabe übernimmt. Totoschka eilt, gleich nachdem ihn Elli aus den Käfig gelassen hat, in die Küche und bedauert, dass Elli nicht eher wusste, dass die Hexe bei Kontakt mit Wasser schmelzen werde. Elli antwortet, dass sie froh ist, dass sie es nicht gewusst hat.

 

Während bei Wolkow der Holzfäller und die Vogelscheuche fast zeitgleich gefunden werden liegen bei Baum mehrere Tage dazwischen, in denen der zuerst aufgefundene Holzfäller bereits repariert wird. Erst dann beginnt man erneut nach der Vogelscheuche zu suchen. Bei Wolkow muss Elli dem Scheuch zusätzlich das Gesicht neu malen.

Kurz vor dem Abschied von den Zwinkerern gibt es bei Wolkow noch ein großes Fest bei dem sich die Zwinkerer verpflichten, zu Ehren der „Fee des Rettenden Wassers“ (Elli) sich fünfmal täglich zu waschen. Nach einigen Diskussionen einigt man sich dann auf dreimal.

Die Geschichte, die die fliegenden Affen Dorothy beim Flug in die Smaragdenstadt erzählen, ist bei Baum viel umfangreicher – Bei Wolkow gibt es nur eine Kurzfassung derselben Geschichte, die darauf hinausläuft, dass die fliegenden Affen einst eine Fee beleidigt haben.

Bei Wolkow verlangt Goodwin Beweise, dass Bastinda nicht mehr lebt, woraufhin der Scheuch auf den goldenen Hut auf Ellis Kopf weist und vorschlägt, dass man ja die fliegenden Affen rufen könne, vor denen der Zauberer Angst hat. – Bei Baum will sich Oz noch einen Tag lang überlegen, ob er die Wünsche der Freunde erfüllen wird. – Bei Wolkow sind es zwei Tage.

Bei Baum erschrickt Toto, als der Löwe laut im Thronsaal brüllt, um Oz einzuschüchtern. Der Hund springt beiseite und wirft dabei einen Wandschirm um, hinter dem sich Oz befindet. – Bei Wolkow erschrickt Totoschka nicht, er erschnüffelt Goodwin und treibt ihn bellend hinter einem Wandschirm hervor. Dieser bittet die Freunde, den Hund festzuhalten, da dieser ihn beißen will. – Bei Baum ist Oz ein Bauchredner, der seine Stimme so lenken kann, dass es sich anhört, als würde sie immer von woanders kommen. – Bei Wolkow fragen die Freunde schon viel eher danach, wie denn nun ihre Wünsche in Erfüllung gehen sollen, Godwin versichert ihnen schon jetzt, dass ein Gehirn, ein Herz und Mut kein Problem für ihn darstellen würden. – Bei Baum ist Oz in Omaha geboren. – Bei Wolkow kommt er auch aus Kansas und heißt mit vollem Namen James Goodwin. Auch die folgenden Szenen bei der Erfüllung der drei Wünsch sind etwas anders beschrieben. – Nachdem der Löwe gegangen ist, beglückwünscht Oz sich bei Baum dafür, dass es ihm so leicht gelungen ist, die Vogelscheuche, den Holzfäller und den Löwen glücklich zu machen und das deren Einbildung, dass er ihnen helfen konnte, ihre Fantasie anregt und sie glauben lässt, sie hätten wirklich ein Gehirn, ein Herz und Mut von ihm bekommen. Gleichzeitig sieht er ein, dass die Erfüllung von Dorothys Wunsch sehr viel schwerer werden wird. Nachdem er den passenden Einfall dazu hatte, muss erst ein neuer Ballon genäht werden. – Bei Wolkow hat Goodwin seinen alten Ballon aufgehoben, der jedoch erst repariert werden muss. Goodwin ist sich sicher, dass er sich Wasserstoff zum Füllen des Ballons beschaffen kann, und muss daher nicht wie Oz den Ballon mit heißer Luft füllen. Goodwin erzählt den Bewohner der Smaragdenstadt, dass er den Sonnenball besuchen möchte, währen Oz zu einem Zaubererfreund will. – Bei Baum verpasst Dorothy den Ballonstart, weil sie Toto erst in der Menschenmenge suchen muss und währenddessen die Halteseile zerreißen. Es wird noch erwähnt, dass Oz glücklich in Omaha gelandet ist. – Bei Wolkow braucht Elli zu lange, um sich von ihren Freunden zu verabschieden. Eine plötzliche heftige Windbö treibt den Ballon davon. Am nächsten Tag gibt es eine Sonnenfinsternis, die sich die Bewohner der Smaragdenstadt damit erklären, dass Goodwin auf der Sonne gelandet ist.

Bei Wolkow lässt sich der Scheuch sofort einen neuen, jetzt grünen Anzug anfertigen; an seinen Hut kommen die von den Zwinkerern geschenkten Schellen, die sonst kein anderer Bewohner des grünen Landes trägt. Totoschka weist den etwas überheblich gewordenen Scheuch zurecht und erinnert ihn daran, dass er sein jetziges Leben nur Elli zu verdanken habe. Auch die anderen Freunde stimmen dem zu. Wolkow entwickelt hier die Figur weiter, als es Baum tut, in dem er aufzeigt, dass gute Eigenschaften manchmal hinter schlechteren versteckt sind.

Als sie ihr den Wunsch, sie nach Kansas zu bringen, zurückweisen müssen, weisen die fliegenden Affen Elli explizit darauf hin, dass sie den zweiten Wunsch nutzlos verwirkt hat. – Bei Baum ist das Dorothy von alleine klar.

Zu Beginn ihrer Reise zu Stella, schaut Elli nach einer Weile noch mal zur Smaragdenstadt zurück. Ihre Gefährten bekräftigen noch mal, dass Goodwin zwar ein schlechter Zauberer war, ihre Wünsche aber dennoch erfüllt habe. Elli schweigt dazu.

Bei Baum folgt nun die Durchquerung eines Waldes mit kämpfenden Bäumen und dann die Durchquerung des niedlichen Porzellanlandes. – Wolkow hat diese Abenteuer ersatzlos gestrichen und durch ein eigenes neues Kapitel ersetzt, in welchem sie nach mehrtägiger Wanderung einen Fluss erreichen. Der Holzfäller schlägt vor, ein Floß zu bauen. Davon ist der Scheuch wenig begeistert, da er die letzte Überquerung eines Flusses in unangenehmer Erinnerung hat. Er will lieber, dass man die fliegenden Affen ruft. Doch Elli will den letzten Wunsch lieber aufheben. Also entscheidet man sich, doch ein Floß zu bauen. Als sie ans andere Ufer gelangen und ihren Weg fortsetzen, merken die Freunde nach kurzer Zeit, dass sie sich auf einer Insel befinden. Dort wollen sie die Nacht verbringen. In der Nacht tobt jedoch ein schreckliches Gewitter und bringt die Freunde in arge Bedrängnis. Nun wollen sie doch die fliegenden Affen rufen, doch ein Windstoß bläst den goldenen Hut davon, und es regnet die ganze Nacht. Gegen Morgen droht eine große Welle die Insel zu überschwemmen. Auf dem Rücken des Löwen gelangen Elli und Totoschka heil ans rettende Ufer. Dort müssen sie drei Tage warten, bis das Hochwasser zurückgeht. Der Löwe schwimmt mit Elli und Totoschka zur Insel zurück, wo sie den völlig verrosteten Holzfäller finden. Mit viel Öl können sie ihn reparieren. Währenddessen findet Totoschka auch den goldenen Hut. Danach bringen sie das noch vorhandene Floß in Ordnung und lassen sich Flussabwärts treiben, dort finden sie, in den Sträuchern hängend, auch die Überreste des Scheuchs. Sie lassen sein Stroh trocknen und Elli malt ihm das Gesicht abermals neu an, wie sich es auch schon nach dem Tod Bastindas getan hat. Kurz darauf können alle die Reise wieder fortsetzen

Bei Baum trifft man auf einem Hügel auf seltsame kleine Menschen mit Flachen Köpfen und ohne Arme, die als armlose Hammerköpfe beschrieben werden. Sie können ihre Köpfe blitzschnell an langen Hälsen nach vorne schnellen lassen. – Bei Wolkow sind es kleine Männer mit großen Köpfen und starken Fäusten, die sich selber Springer nennen und wie Gummibälle springen können. (Erst in Band Vier der Wolkow-Bücher wird erwähnt, dass nur die anderen sie Springer nennen, während sie selbst sich als Marranen bezeichnen.) Der Holzfäller will gegen die Springer kämpfen, wird aber von Elli zurückgehalten. Die fliegenden Affen werden schließlich zu Hilfe gerufen und mit ihrer Hilfe kommt man bis in Stellas Schloss. Bei Baum lassen sie sich nur bis ins Land der Quadlings fliegen und müssen dann noch eine gewisse Strecke zu Fuß zurücklegen.

Bei Wolkow fragt Stella Elli, warum sie denn nach Kansas zurück möchte, wenn es dort doch alles grau und öde ist; Elli sagt, dass dies aber ihre Heimat ist. Der auch im MGM-Film immer wieder betonte Gedanke, dass es zu Haus am schönsten sei, wird bei Wolkow besser vermittelt als bei Baum.

Der in Kansas spielende Schluss ist bei Wolkow erheblich länger als bei Baum. – Elli erzählt den Eltern mehrere Tage lang von ihrem Abenteuer, Totoschka, der nicht mehr sprechen kann, bestätigt ihre Worte mit seinem Schwanzwedeln und schlägt sich auch mit dem Nachbarshund Hektor. Der Kampf geht unentschieden aus und beide werden Freunde. Als in der Nachbarsstadt ein Zirkus sein Zelt aufschlägt, trifft Elli in diesem Goodwin wieder.

Neben diesen geschilderten Unterschieden gibt es eine Reihe von weiteren meist kleinen Szenen, in denen sich die Bücher unterscheiden. Dies sind zum Teil längere Dialoge oder zusätzliche Beschreibungen, manchmal aber auch kleine Handlungsbeschreibungen, die aber nicht immer so gravierend sind, wie die hier aufgeführten. Manchmal sind einzelne Dialogblöcke auch nur in einer anderen Reihenfolge angeordnet, ohne dass es erwähnenswerte Unterschiede gibt.

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Für seine Fortsetzungen hat Wolkow Baums Werke ebenfalls genutzt aber nicht mehr so eindeutig adaptiert wie beim „Zauberer“. Einer der gravierendsten Unterschiede zwischen den Fortsetzungen von Baum und Wolkow ist der, dass Wolkows Figuren außerhalb des Zauberlandes altern und ein eigenständiges Leben führen. Bei Baum bleibt das Leben außerhalb von Oz farblos.

 

© Der Text ist eine Gemeinschaftsarbeit von Torsten Kühler und Sven-R. Schulz. Alle Rechte hierfür liegen bei den Autoren. / Die Illustrationen stammen von W.W. Denslow und L. Wladimirski und unterliegen dem jeweiligen Copyright.

 
 
siehe auch: 3 verschiedene Textfassungen (Unterschiede zwischen der 1939er, der 1959 un der heutigen Smaragdenstadt-Version)

 

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